„Remember I Was Carbon Dioxide“ von Camera: Mehr Musik, weniger Guerilla

Déjà-vu mit Camera: Entdeckt hatten wir die Krautrock-Guerilla vor ein paar Jahren in einer Unterführung bei der Oberbaumbrücke. Wir kamen gerade von einem eher enttäuschenden Konzert, das nach dem Spontan-Gig des Trios schnell vergessen war. Camera waren es noch lange nicht.

Vor ein paar Wochen war ich dann auf einem Konzert der eigentlich vielversprechenden Dark Horses, das ich sehr enttäuscht sogar früher verließ. Auf dem Heimweg über die Warschauer Straße zogen mich dann wieder Gitarrenschleifen magisch an – natürlich Camera. Diesmal zwar nur der Gitarrist und nur bis die Polizei kam. Trotzdem erschaffte dieser introvertierte Mann mit seiner Gitarre in dieser neonbeleuchteten Unterführung mehr Stimmung als die Dark Horses mit ihrer ganzen aufgesetzten Rockstar-Show.

Die Guerilla-Konzerte von Camera sind mittlerweile leider sehr selten geworden. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Radiate!“ vor zwei Jahren treten die Jungs in richtigen Clubs auf richtigen Bühnen und ohne Polizei-Finale auf. Oder sie sind im Studio, wo sie jetzt schon ihr zweites Album aufgenommen haben: „Remember I Was Carbon Dioxide“. Darauf hört man die Liebe zur Improvisation immer noch deutlich, auch wenn sich der Aufnahmeprozess vom Proberaum-Impro hin zu Jams entwickelt hat, an denen mit unterschiedlichen Musikern und an mehreren Tagen gearbeitet wurde.

Die Platte wirkt trotzdem nicht verkopfter oder weniger impulsiv – aber vielleicht etwas komplexer. Neben der fundamentalen Krautrock-Hypnose hören wir diesmal auch Ambient-Geklacker und viele kleine psychedelische Ausschmückungen und in jeder Ecke ein Effekt(-gerät). Wir hoffen jetzt einfach mal, dass das nicht das Ende der illegalen Spontangigs bedeutet.

Live in München am Dienstag dern 25.November im Unter Deck (Facebook-VA)

zum kurz Reinhören:

Camera bei facebook

und früher: